Montag, 28. März 2016

Pilgerin für 3 Tage

Hola! Buen camino!

Das wünschen sich die Pilger am Jakobsweg auf dem ich in der "Semana Santa", der heiligen Woche, für drei Tage als Pilgerin gegangen bin. Einige von euch wissen vielleicht schon davon.
Seit ich hier nach Spanien gekommen bin sehe ich fast täglich Pilger den Jakobsweg pilgern, sei es direkt an unserem Haus vorbeigehend oder in der Altstadt von Santiago de Compostela zur Kathedrale schreitend. Das ließ in mir den Wunsch keimen, auch die Erfahrung zu machen wie es denn wäre, Pilgerin zu sein.
Als Irene mit der Idee kam, fünf Tage über Ostern den Camino de Santiago von Burgos nach León (184 km) zu gehen, dauerte es nicht lange um mich dafür zu entscheiden!
Mit vollbepacktem Rucksäcken fuhren wir per Blabla-Car (etwas riskant fahrendes spanisches Paar) nach Burgos wo wir uns gleich das Pilger-Zeugnis kauften und uns in der Kathedrale von Burgos den Pilger-Stempel holten. Wir sahen uns dir schöne Altstadt von unten und weiter oben an und machten uns dann auf die Suche nach der Wohnung von Océane, wo wir übernachten durften und mit ihr am nächsten Morgen aufbrachen.
















Ab jetzt würde der Wecker täglich um 6:30 läuten, damit wir zeitig aufbrachen.
Am Donnerstagmorgen fingen wir das Pilgern also an, stapften trotz dem Gewicht am Rücken mutig los, die aufgehende Sonne hinter uns. Wir hatten noch viel Optimismus und konnten nur raten, was uns noch alles erwarten würde. Mir wurde schnell mal warm mit all den Schichten die ich trug und und mir taten langsam aber doch spürbar die Füße vom Gewicht des Rucksackes weh.
Jeder Kilometer machte den nächsten etwas schwerer. Und doch waren da die wunderschöne, weite Landschaft, die Sonne die vom Himmel strahlte, die Gespräche mit den Mädels und die Grüße der anderen Pilger, die uns begleiteten und auch oft überholten.
Am Nachmittag musste ich anfangen, langsamer zu gehen, weil meine Füße nicht mitmachten. Jammernd und immer wieder pausierend kämpfte ich mich voran. Eine Amerikanerin überholte mich und fragte mich, ob es mir eh gut ginge weil ich so schwankte. Immer wieder drehte sie sich nach mir um, um sicher zu gehen, dass ich nicht kollabierte. Nach fast 10 Stunden und 33 Kilometern am Jakobsweg schaffte ich es letztendlich auch noch in das Bergdorf Hontana, in dem wir übernachten wollten. 5 Euro für ein Bett war super, mit Küche und es war toll, sich mit anderen Pilgern auszutauschen.







 Am nächsten Morgen musste ich langsamer lospilgern, denn ihr wisst ja, die Füße. Ich humpelte ins nächste Dorf, dann für einige Zeit gingen Irene und ich gemeinsam zwischen den unendlichen Feldern und Hügeln weiter. Im nächsten Dorf kam ich aber als letzte von uns vieren an, wo Océane bereits am Rand der Straße saß und genau so fertig war wie ich. Irene und Rosy waren noch die 7 Kilometer ins nächste Dorf weitergegangen wo wir schlafen wollten. Also versuchten wir unser Glück mit Autostopp, beziehungsweise fragten die Leute ob sie nicht so nett wären uns uns aushalfen. Nach 5 Minuten saßen wir bereits im Auto lokaler Leute und flogen beinahe ans Ziel.
Angekommen in der Herberge "En el Camino" musste ich erst schlafen, bevor ich duschen und essen konnte.
Am Tisch saß ich mit Océane und zwei Frauen und wir redeten, kurz befreit von den Leiden des Wanderns während wir Bohnensuppe löffelten.
Wir schliefen in einem Bettenlager, auch eine gute Pilger-Erfahung.












Am nächsten Morgen ging es ähnlich los wie am Abend zuvor, wenn aber auch etwas besser. Am Kanal entlang, ein Dorf, dann Kilometerlang neben einer Straße. Ich verlor wieder etwas Geduld mit den Schmerzen, denn dazu kam jetzt auch noch Kopfweh. Endlich im Dorf setzte ich mich neben Irene auf die Bank, diesmal nicht mal lachend wie sonst, wenn das Hinsetzen sich wie ein Wunder anfühlt. Also nochmal Autostopp. Es hielt ein Paar aus A Coruña an, quasi unsere Nachbarn in Galizien.  Sie brachten uns ins nächste Dorf, Carrión de los Condes, wo wir eine Herberge fanden, "Monasterio Santa Clara". Wieder musste ich etwas schlafen, bevor Duschen und Essen möglich war. Auch hatte ich etwas Fieber, es fühlte sich zumindest so an. Irene bereitete Pizza zu und ich fing an, die Heimreise übers Handy und W-Lan in einem Lokal zu organisieren, denn anders als Rosy und Irene würde ich am  folgenden Tag nicht mehr weitergehen können. Auch Océane  wollte nach Burgos zurück. Ich fand Blabla-Cars und hoffte, dass ich am den nächsten Tag, dem Ostersonntag, nicht im Dorf feststecken würde.























Also schlief ich eine letzte Nacht als Pilgerin und am Morgen verabschiedeten sich Irene und Rosy, und fuhren die Pilgerung fort. Océane und ich blieben im Dorf, ich erkundete es, dann gingen wir in einen Pilger-Laden und kauften ein Souvenir für unseren Rucksack. Eine Ostermesse fanden wir und setzten uns auf die Holzstufen weiter hinten in der Kirche.
Am Nachmittag hatte ich eine Mitfahrgelegenheit nach León, unser ursprüngliches Ziel, doch dazu hätten wir täglich mehr als 40 Kilometer machen müssen, was in unserem Zustand nicht realistisch gewesen wäre. Also war es Zeit "Hasta luego" zu Océane zu sagen, denn ich hoffe, dass wir sie bald wieder sehen!







 In León angekommen betrat ich die wunderschöne Kathedrale, voller Buntglasfenstern.
Ich setzte mich auf eine Bank und betrachtete die Fenster, neben mir den Rucksack.
Von dieser auch nur kurzen Zeit als Pilgerin hab ich mir erhofft, viel zu reflektieren, Besonderes zu erleben und viel Kraft zu schöpfen.
Und obwohl es mich viel Kraft gekostet hat, hat es mich auch mit neuer gefüllt. In den drei Tagen fühlte ich mich schon mit den Pilgern verbunden, auf diesem gemeinsamen Weg.
Wenn ich auch nur ein Zehntel oder Zwölftel des gesamten Weges gegangen bin, bekam ich doch einen Einblick in das Pilgern und wie es verändern kann. Man erlebt nicht Tage, sondern Welten, und man erlebt diese viel intensiver.
Also bin ich dankbar für diese Möglichkeit und schöpfe daraus jetzt mehr Kraft für die restliche Zeit hier in Spanien und was danach kommt.















Bis bald und liebe Grüße,
eure Reise- Pilgermaus